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Es ist so wie immer – nur anders!

 

Abschlussfeier an der WBS 2020 

„Es ist echt schade. Da mühst du dich 13 Jahre ab und dann bekommst du dein Abschlusszeugnis per Post!“, zitiert eine Kollegin eine Schülerin aus Neumünster. Die besondere Situation verlangte nicht nur für die Abschlussprüfungen, sondern natürlich auch für die Abschlussfeier besondere Vorgehensweisen und massive Einschränkungen. Ein großer Aufwand und das am Ende eines Schuljahres, das aufgrund der Organisation und wechselnder Regeln besonders für die Schulleitung und Koordinatoren der WBS schon viel Kraft gekostet hat, doch an eine postalische Zustellung wurde nicht einmal gedacht. 

„In diesen Zeiten kommt es auf unsere Solidarität an!“, wird der Schulleiter Thomas Kuhn später zu den Abiturienten sagen. Diese Solidarität zeigte sich bereits in der Planung der Veranstaltungen. Eine Koordinierungsgruppe wurde gegründet und Ideen gesammelt. Ziel war es, den Schülerinnen und Schülern einen würdigen Abschluss trotz der Hindernisse zu ermöglichen. „So nicht heute, also anders“, beschreibt Frau Brückner den konstruktiven Umgang mit der besonderen Situation auch in ihrer Rede. Ein Laufplan durch die Schule musste erstellt werden, die Bestuhlung angepasst und die Klassen aufgeteilt werden. Sieben Mal wird Herr Kuhn Gruppen von Schülerinnen und Schülern, die Verwandten, die Freunde und Kolleginnen und Kollegen an zwei Tagen begrüßen, um die Auflagen zu erfüllen. „Leider konnte wegen Corona kein Abiball, keine Mottowoche oder der Abischerz stattfinden. Die Prüfungen mussten unter besonderen Bedingungen ablaufen. Die Pfeile, denen Sie alle zu Ihren Plätzen folgen mussten, erinnern daran!“, bemerkt Herr Kuhn mitfühlend. Das die WBS Herausforderungen auch immer als Chance begreift, zeigt sich aber in den Pfeilen nach der Zeugnisübergabe. Sie leiten die Schülerinnen und Schüler nach Gruppenfarben sortiert durch einen Parcours. Einzelne Etappen werden in kleinen Gruppen abgelaufen. Die Abiturienten haben die Möglichkeit, sich auf einem Banner mit einem Spruch zu verewigen und an anderer Stelle als Erinnerung ein Foto wie auf dem Abiball zu machen. Im Anschluss sind sowohl die kleine als auch die große Sporthalle von engagierten Kollegen liebevoll vorbereitet worden. Zum Sektempfang und den Abschlussreden der Tutoren. Nicht nur für Herrn Trebeß eines der Highlights: Teilhaben zu dürfen an der dankbaren Freude der Schülerinnen und Schüler, die nach den sichtlichen Strapazen der letzten Woche einen würdigen und vor allem gemeinsamen Abschied geschenkt bekommen haben. 

Die 9. und 10. Klassen dürfen auf ihrem Parcours u.a. – zurückversetzt an den Schulanfang – auf Grundschulstühlen ihren Namen in Schreibschönschrift üben. Auch für die beiden Abschlussjahrgänge wurde ein Foto zur Erinnerung erstellt. Fand zwar kein Abschlussscherz statt, an dem die Lehrer einmal nicht die Kontrolle hatten, konnte beim Dosenwerfen ein wenig aufgestauter Frust losgeworden werden. Die Dosen waren mit Bildern von Lehrerinnen und Lehrern, die die 9. und 10. Klässler begleitet haben, versehen. Doch es gab auch Schülerinnen und Schüler, die mit Absicht daneben geworfen haben sollen! Entscheidender war für alle das Gemeinsame. Für Frau Bergen bspw. war es am schönsten, am Tutorenstand oder beim Ausklang im Innenhof mit den Schülerinnen und Schülern ins Gespräch zu kommen. Erinnerungen auszutauschen und sich mit den Schützlingen auf ihre Zukunft zu freuen. 

„Es ist beeindruckend, wie viele Steine große Herzen bewegen können!“, stellt ein Lehrer begeistert fest. Denn trotz notwendigem Pragmatismus lässt es sich bspw. Frau Brückner auch dieses Jahr nicht nehmen, jeder Schülerinnen und jedem Schüler persönliche, wertschätzende Worte mitzugeben. Außerdem berichtet sie von den Zukunftsplänen, damit man sich mit darauf freuen kann. 

Herr Trebeß nutzt die Gelegenheit der Zeugnisübergabe, um ein Versprechen einzulösen. In der 7. Klasse hatte ein Schüler mit seinem Ball im Klassenraum herumgespielt, so dass er einkassiert wurde. „Zum Abitur bekommst du ihn wieder!“ Auch wenn er zu diesem Zeitpunkt eigentlich nicht daran geglaubt hat, dass es soweit käme, hat er den Schüler nicht aufgegeben und den Ball aufbewahrt. Mit sichtlichem Stolz bekam der Schüler nicht nur sein Zeugnis, sondern auch den Ball. 

Frau Dördrechter stellt rückblickend fest, dass der gemeinsame Einsatz für die Schülerinnen und Schüler auch die Lehrer noch näher zusammengebracht habe. Solidarischer Einsatz, wie Herr Kuhn es sich in seiner Rede an die Abiturienten wünschte. „Die Schule ist die Schule der Nation“, so der Namenspate unserer Schule. Es ist also nicht verwunderlich, dass einer der zuletzt entfernten Markierungspfeile der nach draußen ist. Bleibt engagiert und solidarisch, gerade wenn es schwer fällt. Dann werdet ihr vielleicht so viel zurückbekommen, wie wir! 

Es war also so wie immer an der WBS. Nur ein wenig anders! 

Text: Fabian Lange