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Aktion Sichtwechsel. Straßenkind für einen Tag!

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„Jetzt habe ich kein Geld, aber ich komme wieder!“ Es ist nicht das erste Mal, dass die SuS der 6a vertröstet werden. Entmutigen lassen sie sich jedoch nicht, denn das Anliegen ist ihnen wichtig. Sie sammeln für ein Projekt von terre des hommes, das Straßenkindern in Mexiko hilft. „Es ist schon sehr frustrierend und verletzend, wenn die Leute einfach an dir vorbeigehen und dich nicht mal ansehen!“, berichtet Lewis, der sich barfuß auf einem Karton vor dem Herold Center (HC) positioniert hat. Die Schülerinnen und Schüler (SuS) wollen nicht mehr wegsehen. Im Rahmen der Bündelungs-Woche haben sie sich mit Kinderrechten auseinandergesetzt und Schicksale von Straßenkindern kennengelernt. Eine Passantin vor dem HC reagiert erbost auf die Aktion: „Ich finde es nicht gut, dass Kinder gezwungen werden, Spenden zu sammeln!“ „Niemand wurde gezwungen! Unser Lehrer hat uns gefragt, ob wir die Aktion durchführen wollen! Uns ist das wichtig!“, erwidert Lilly überzeugt. Sie geht mit einer Gruppe von SuS durch das HC, informiert Besucher und bittet um Spenden.

Ziel der Aktion Sichtwechsel ist eine Perspektivänderung. Dafür haben die SuS sich vorbereitet. Frieda ist auf ihren Stelzen schon von weitem zu sehen. Einige Kinder trommeln auf Kartons. Im Unterricht haben sie gelernt, dass manche Straßenkinder durch Kleinkunst zumindest ein wenig Geld zum Überleben zu erspielen versuchen. Milan ist schon aus der Ferne zu hören. Er spielt Geige. Tuba bietet wie viele Straßenkinder ihre Dienste als Schuhputzerin an. „Das ist mir total unangenehm! Ich bin froh, dass ich das nicht wirklich machen muss!“ Der Perspektivwechsel ist aber nicht nur für die Schüler eine gute Erfahrung. Auch Passanten nehmen sich Zeit, den Kindern zuzuhören. „Ich bin euch sehr dankbar, dass ihr euch für so ein Projekt einsetzt!“, offenbart eine Besucherin des HCs. „Alle Kinder sind wichtig!“ Andere Passanten sind nicht so offen für die Aktion: „Wieso sammelt ihr nicht für deutsche Kinder? Denen geht es teilweise auch schlecht! Dann hätte ich `was gegeben!“ Bilal reagiert jedoch ruhig: „Das stimmt, aber die Kinder müssen nicht arbeiten, um zu überleben!“ Am Ende des Projektes überwiegen die positiven Reaktionen. „Eine so tolle, engagierte Generation wächst heran! Ihr seid klasse!“, gibt eine ehemalige Lehrerin den SuS mit. Zwei ältere Herren fragen Milan verschmitzt, ob er denn unbedingt diesen klassischen Kram spielen müsse. Warum denn keinen Hip-Hop?

Am Ende ist Frau Ottiwah, die das Projekt maßgeblich mit begleitet hat, unglaublich stolz auf die Schüler. „Jeder hat einen wichtigen Teil beigetragen. Keiner hat aufgegeben oder sich entmutigen lassen. Man hat gespürt, dass es euch wichtig ist!“ Auch der Klassenlehrer Herr Lange ist begeistert von seinen Schülern: „Ich war unsicher, ob sie sich auf das Projekt einlassen. Es kostet viel Selbstüberwindung, andere anzusprechen und um Spenden zu bitten. Aber das Bedürfnis nicht nur zu reden, sondern aktiv zu werden, war den Schülern unglaublich wichtig! Mein Vertrauen wurde vielfach zurückgezahlt!“ Insgesamt hat die Klasse mehr als 430 € an Spenden sammeln können. Aber

das Geld ist nicht das einzige, was die Klasse erhalten hat. „Ich fänd es gut, wenn wir uns auch außerhalb der BüWo engagieren!“, äußert Emily in der Abschlussrunde.

Am Ende der Aktion taucht eine Dame auf, die die Schüler vertröstet hatte. Neben der versprochenen Spende hat sie auch Schokolade für die Schüler mitgebracht.

(Lange,2018)

Es gibt keine großen Entdeckungen und Fortschritte,

solange es noch ein unglückliches Kind auf Erden gibt.

Albert Einstein